Buch-Empfehlungen „Psychologie“

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Positive Psychologie – wirkliche Hilfe oder unrealistische Denkweise?

Die Inhalte und Intentionen der positiven Psychologie sind in Fachkreisen sehr umstritten. Kritiker behaupten, dass die Positive Psychologie unrealistisch arbeitet und absichtlich kritische Themen, Erfahrungen und Begegnungen ausklammert oder ignoriert. Vertreter der positiven Psychologie hingegen sprechen von einer menschenzentrierten, nicht dezifit-, sondern stärkenorientierten Betrachtung. Was genau Positive Psychologie beinhaltet und wie sie vorgeht, erläutert dieser Blog-Artikel.

Bedeutung der positiven Psychologie

Die Positive Psychologie soll zum Glücklichsein und zum Gelingen des Lebens beitragen. Sie fokussiert sich auf die bereichernden, belebenden und glücklich machenden Aspekte des menschlichen Seins. Im Gegensatz zur klinischen Psychologie sollen Traumata, Kindheitserinnerungen und Niederlagen nicht immer wieder durchlebt werden. Eine grundlegend optimistische Haltung und ein aktives Gestalten des Wunsch-Alltags sind die Voraussetzungen, damit das Leben gelingen kann. Dabei kategorisiert die Positive Psychologie 6 Tugenden mit insgesamt 24 Charaktereigenschaften. Der Mensch hat laut der positiven Psychologie die Aufgabe, sich mit seinen eigenen Stärken auseinanderzusetzen und diese auszubauen.

Einteilung der Tugenden und Charaktereigenschaften

Weisheit und Wissen:
Kreativität, Neugier, Aufgeschlossenheit, Lernfreude, Perspektive

Courage:
Tapferkeit, Beharrlichkeit, Integrität, Vitalität

Menschlichkeit:
Liebe, Freundlichkeit, soziale Intelligenz

Gerechtigkeit:
soziale Verantwortung, Fairness, Führungsstärke

Mäßigung:
Vergeben und Mitleid, Demut und Bescheidenheit, Besonnenheit, Selbstregulation

Transzendenz:
Wertschätzung von Schönheit und Exzellenz, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor, Spiritualität

Entstehung der positiven Psychologie

Der Begriff der positiven Psychologie wurde erstmals 1954 von dem amerikanischen Psychologen Abraham Maslow entwickelt. Maslows Ansinnen lag darin, das Wissensgebiet der positiven Psychologie auf breiter Ebene wissenschaftlich fundiert aufzustellen und zu verbreiten. Im Jahr 1998 geriet die Positive Psychologie erneut ins Rampenlicht, als der amerikanische Psychologe Martin Seligmann das Konzept erneut aufgriff und sich als Präsident der American Psychology Association damit auseinandersetzte.

Anwendung der positiven Psychologie

Die Positive Psychologie erfährt die Nutzung in vielen Anwendungsbereichen. Menschen, die intensiv an sich und ihrem Leben arbeiten möchten, beschäftigen sich ebenso mit positiver Psychologie, wie Unternehmensentwickler und Coachs, die mithilfe der positiven Psychologie Unternehmenskulturen der Akzeptanz, der Motivation, des Lernens, der Transparenz und der Mitarbeiterzufriedenheit schaffen wollen. Viele Agile Management Methoden enthalten Bestandteile der positiven Psychologie.

Positive Psychologie Bestseller

Einer der bekanntesten Vertreter der positiven Psychologie ist der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl. Er war ein jüdischer Arzt während der Zeit des 3. Reichs, überlebte mehrere Konzentrations- und Arbeitslager, war Zeuge der Morde an seinen Familienmitgliedern und schrieb im Nachhinein das Buch: „…trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“. Frankl findet in der Zeit des Nationalsozialismus unter all den menschenunwürdigen Bedingungen heraus, dass nur die Menschen eine wirkliche Überlebenschance haben, die für sich einen Grund zum Weiterleben gefunden haben und die Verwandte oder Freunde haben, die auf sie warten. Während all der Gräueltaten und Abscheulichkeiten behält Frankl den Blick für die kleinen Lichtblicke in diesen Tagen. Sei es ein SS-Offizier, der für „seine“ Insassen heimlich Medikamente kauft oder einer der Wärter, der ihm Mut zuspricht. Frankls Fokus bleibt auf den positiven Ereignissen des Lebens, was ihm letztendlich das Überleben sichert.

Fazit

Die Positive Psychologie setzt den Menschen unter Betrachtung all seiner positiven Aspekte, Lebensumstände und Fähigkeiten in den Mittelpunkt. Sie geht davon aus, dass Menschen aktiv und selbstverantwortlich an der Erreichung ihres Glücks und ihrer Träume arbeiten können. Von daher gibt sie dem Menschen Eigenverantwortung fürs Leben mit. Besonders in fortschrittlichen Unternehmen werden Methoden aus der positiven Psychologie angewandt, denn was ist erfolgsversprechender als glückliche und zufriedene Mitarbeiter in einem gesunden Unternehmen?

Inwieweit im persönlichen Bereich der ausschließliche Fokus auf positive Aspekte ausreichend ist, um bspw. traumatische Erfahrungen seelisch heilen zu können, bleibt als Frage noch offen. Wahrscheinlich ist es, wie immer, der Weg der Mitte. Denn was spräche dagegen, sich den Geistern der Vergangenheit zu stellen, einen Weg des Abschließens zu finden und sich dann bewusst auf die schönen und heilsamen Dinge des Lebens zu konzentrieren?